Aktueller Hinweis
ACHTUNG: Wegen der Vorbereitungen für den anstehenden Umzug in ein Interimsquartier bleibt das Museum ab dem 1. August 2023 für mehrere Monate geschlossen! Voraussichtlich im ersten Quartal 2024 wird es dann am neuen Standort Poststraße 26 / In der Sürst 8–10 (Bonner Innenstadt, zwischen Hauptbahnhof und Münster) wieder eröffnet. Hintergrund ist die Generalsanierung des Uni-Hauptgebäudes, für die ein Zeitraum von 10–12 Jahren angesetzt ist. Weitere Informationen finden Sie hier: https://vr-easy.com/tour/horst/200701-ccc//info_209-1682938544.pdf
Aktuelles und Veranstaltungen im Ägyptischen Museum
Mittwoch, 21.6.2023, 18:30 Uhr:
Prof. Dr. Stephan Seidlmayer (Berlin): "Religion im Kontext: Die kleine Welt des Ersten Katarakts"
8. Hans-Bonnet-Gedenkvortrag
Gleich unter welchem Aspekt tritt beim Blick auf die pharaonische Kultur das Feld der Religion in den Vordergrund. Der Kult der Toten, die Verehrung der Götter und die sakrale Dimension des Staates bilden eine reiche und komplex verschränkte Welt von Gedanken, rituellen Handlungen, aber auch materiellen Installationen, die die Überlieferung des Alten Ägypten prägen. Um zu verstehen, wie diese Konzepte die Wirklichkeit des Lebens geprägt haben, muss man sie in einem sozial und historisch konkreten und kohärenten Raum aufsuchen. Die Region des ersten Nilkatarakts bei der modernen Stadt Assuan bietet dazu eine Gelegenheit. Räumlich begrenzt erlaubt hier eine außergewöhnlich dichte archäologische und epigraphische Überlieferung für das 3. und 2. Jahrtausend vor Christus eine kleine Welt zu rekonstruieren und zu überschauen. Ausgedehnte Nekropolen, Tempelanlagen mit außergewöhnlich gut dokumentierter Geschichte, Siedlungsbereiche mit Zeugnissen ritueller Praktiken und Monumente staatlicher Präsenz beleuchten alle Segmente der religiösen Praxis einer lokalen Gemeinschaft. Dadurch wird es möglich, Zusammenhänge und Kontraste im weiten Feld des Rituellen und die Teilhabe unterschiedlicher sozialer Gruppen daran in ihrem Wandel durch zwei Jahrtausende zu dokumentieren und die Rolle des Religiösen in der Formierung der altägyptischen Gesellschaft zu diskutieren.
Stephan Seidlmayer studierte in Würzburg und Heidelberg und wurde in Heidelberg mit einer Arbeit über die Archäologie der Ersten Zwischenzeit promoviert (1986). Nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent in Bonn und an der FU Berlin habilitierte er sich mit einer Arbeit über Ausgrabungen auf Elephantine (1994). Nach einer Zeit als Heisenberg-Stipendiat der DFG war er als Leiter der Arbeitsstelle und des Projekts Altägyptisches Wörterbuch an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften sowie als Professor für Ägyptologie an der FU Berlin tätig. Von 2009 bis 2022 leitete er die Abteilung Kairo des Deutschen Archäologischen Instituts. Seine archäologischen und epigraphischen Feldprojekte konzentrieren sich auf den Raum Assuan sowie die Pyramidennekropole von Dahschur.
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Mittwoch, 10.5.2023, 18:30 Uhr:
Prof. Dr. Dr. h.c. Jan Assmann (Konstanz), "Religion und Lebensführung im Alten Ägypten"
7. Hans-Bonnet-Gedenkvortrag
ACHTUNG: Wer den Vortrag von Prof. Assmann verpasst hat oder ihn nochmals hören möchte, kann dies auf dem Youtube-Kanal von uni-bonn.tv unter folgendem Link machen:
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Traurige Nachricht:
Andreas Blasius, 9.4.1967–15.1.2023
Von Ehre ohne Ruhm
Von Größe ohne Glanz
Von Würde ohne Sold –
so überschrieb Walter Benjamin seine Deutschen Menschen, und in einer durchaus sehr spezifischen Weise gelten diese Verse auch für unseren Freund und Kollegen Andreas Blasius.
Mit akribischer Detailarbeit in seinem Forschungsfeld des Hellenismus und insbesondere der Ptolemäer-/Seleukidenzeit erreichte er Klarheit im Urteil und sein Wissenskosmos spannte sich zeitlich und räumlich vom pharaonischen Ägypten bis zum römischen Britannien. Es war eine Freude, mit ihm zu diskutieren. Als melancholischer Romantiker und Perfektionist setzte er sich immer wieder selbst sehr hohe Ansprüche, und dies machte sein Leben nicht leichter. Dabei zeichnete ihn eine außerordentliche Hilfsbereitschaft aus, von der wir alle profitieren durften.
Von den akademischen Kerndaten ist sein Magister in Alter Geschichte vom Dezember 1995 sowie seine Mitarbeiterrolle im Bonner SFB 534 (07/1999 bis 06/2003) herauszuheben. Seitdem ohne ein Amt (eine Bezeichnung als Independent Scholar hat er allerdings nie gewählt) war Andreas allein kraft seiner Leistung ein international geschätzter Forscher, und zwar in den vernetzten Feldern Alte Geschichte, Theologie, Klassische Archäologie und eben Ägyptologie mit substantiellen Beiträgen in diversen lokalen, nationalen und internationalen Konferenzen und Workshops. In einem engen Verhältnis zu Frau Ursula Rößler-Köhler als Gründungsdirektorin stehend, spielte er eine wesentliche Rolle bei Etablierung und Aufbau des Bonner Ägyptischen Museums, gerade auch als Gründungsmitglied und 1. Vorsitzender des Fördervereins. Auch privat war er ein leidenschaftlicher Sammler, und besonders im Feld der Münzen kam dem Museum seine diesbezügliche Expertise zu Gute. Andreas war ein begeisterter und begeisternder Lehrer, der über viele Jahre regelmäßig sehr erfolgreiche Kurse zum ptolemäischen und römischen Ägypten, zum römischen Britannien oder zur pharaonenzeitlichen ägyptischen Geschichte angeboten hat. Als Nachtarbeiter hat er sich in den letzten Jahren zwar sozial zurückgezogen, blieb aber immer extrem hilfsbereit.
Wir vermissen Andreas Blasius und sind traurig über seinen plötzlichen Tod.
Im Namen der Abteilung für Ägyptologie, des Ägyptischen Museums und seiner Freunde:
Ludwig Morenz, Beryl Büma, Amr El Hawary, Frank Förster
Kontakt
Ägyptisches Museum der Universität Bonn
+49 (0)228 / 73-7360
Regina-Pacis-Weg 7
53113 Bonn
Dr. Frank Förster
Ägyptisches Museum Bonn
Regina-Pacis-Weg 7
53113 Bonn