Universität Bonn

Institut für Archäologie und Kulturanthropologie

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Dauerausstellung

Dauerausstellung des Ägyptischen Museums

Das Ägyptische Museum der Universität Bonn zeigt eine der reichsten Kollektionen ägyptischer Altertümer im Rheinland. Als Universitätsmuseum kommt ihm die Rolle zu, nicht nur Wissen über die pharaonische Kultur zu präsentieren, sondern auch die Bedingungen der Entstehung dieses Wissens freizulegen. Objektsammlungen wie die der Bonner Universität prägen nicht unwesentlich unser Bild von fremden und alten Kulturen. In der Ausstellung sollen verschiedene Deutungs- und Bedeutungsschichten herausgestellt werden.

Zeitreise am Nil – Ägypten in Bonn

Das pharaonische Ägypten fasziniert - nicht nur Forschende, sondern auch Kinder und Erwachsene, Laien, Kunstbegeisterte, Esoteriker*innen und Sammler*innen. Die Dauerausstellung lädt dazu ein, auf mehreren Wegen unterschiedliche Zugänge zum alten Ägypten zu erleben.

Gleich rechts am Eingangsbereich befinden sich die Vitrinen zur Nekropole auf der Qubbet el-Hawa. Hier wird einer der größten Forschungsschwerpunkte der Bonner Ägyptologie präsentiert und die Vitrinen zeigen den reichen Fundus an Objekten der Eliten-Felsgräbernekropole Elephantines. Die Auswahl an gezeigten Artefakten enstammen den 25 Gräbern, welche in den Ausgrabungen von 1959 bis 1984 unter der Leitung des Bonner Ägyptologie Professors Elmar Edel ergraben wurden. Aufgrund der damals noch praktizierten Fundteilung gelangten ca. 1.000 Objekte nach Bonn, von denen die Highlights in der Daueraustellung zu sehen sind.  

Die ersten Vitrinen präsentieren die einmaligen Glanzstücke des ägyptischen Museums und zeigen die variationsreiche Bedeutung der Nekropole auf: Neben den drei bemalten und vergoldeten Totenmasken (Mitte des 1. Jt. v. Chr.) als typische Gesichter des alten Ägyptens, geben zwei aus der "Zeit der Regionen" (ca. 2100 v. Chr.) stammende bemalte Schalen Hinweise auf Geschlechterrollen und Identitäten im Grenzraum des ersten Katarakts. DIe gefundenen Gussmaterialien ermöglichen dagegen wertvolle Einblicke in antike Bronzegussverfahren. Die darauffolgenden Vitrinen zeigen eine lokale Besonderheit der ältesten Gräber der Nekropole: Eine gewaltige Anzahl an beschrifteten Töpfen, welche Nahrungsmittel für die Verstorbenen enthielten und Einblicke in die damaligen sozialen Netzwerke ermöglichen. Im abschließenden Vitrinenbereich befindet sich eine Auswahl an Objekten, welche die sich verändernde Bestattungskultur der Nekropole über die fast 2.000 Jahre lange Nutzungszeit wiederspiegeln. Neben den bereits genannten beschrifteten Töpfen der frühen Gräber des späten Alten Reiches, sind hier die typischen Dienerfiguren aus Holz des Mittleren Reiches, sowie die Perlennetze und die Ptah-Sokar-Figuren des 1. Jt. v. Chr. zu sehen.

 Ausstellungsbereiches zu den Bonner Forschungen auf der Qubbet el-Hawa
Teil des Ausstellungsbereiches zu den Bonner Forschungen auf der Qubbet el-Hawa © Ägyptisches Museum Bonn (Frank Förster)

Auf der gegenüberliegenden Seite des Museumsraums befindet sich neben der Karte mit den wichtigsten antiken Orten Ägyptens der Zeitstrahl mit der chronologischen Einteilung der altägyptischen Geschichte, beginnend mit der Zeit des Paläolothikums (vor 4.400 v. Chr.) und endend mit der koptisch-arabische Zeit (ab 641 n. Chr.). Die einzelnen chronologischen Perioden sind zudem mit typischen Objektgruppen der jeweiligen Zeit bestückt und geben einen guten Überblick über die sich verändernde materielle Kultur des antiken Ägyptens. Als Beispiele wären hier ein römerzeitliches Relieffragment mit dem Titel "Autokrator Kaisaros" in Hieroglyphenschrift und eine prädynastische Skorpionsfigur aus Feuerstein zu nennen. 

Die chronologische Entwicklung ist verbunden mit der Entwicklung der Schrift. Diese Schriftentwicklung wird durch ein weiteres Highlight des Museums, dem sogenanntem „Bonner Schreiber“, eingeleitet. Die in jugendlicher Perfektion dargestellte Person mit über die Schulter geworfenen Schreiberwerkzeug stellt ein Beispiel des höfisch geprägten Kunststils der 18. Dynastie dar und wurde wahrscheinlich bereits unter Alfred Wiedemann erworben. Zusammen mit einer Kopie des berühmten Steins von Rosetta stehen diese beiden Artefakte stellvertretend für die große Bedeutung des altägyptischen Schriftwesens, sowie seiner langen Schriftgeschichte. 

Direkt daneben befindet sich das Relief einer Schlachtungs- und Versorgungsszene aus dem Alten Reich (um 2.400 v. Chr.), welches die Möglichkeiten bezeugt, die die ägyptische Künstler trotz einer standardisierten Art der Menschendarstellungen hatten, um perspektivische Verkürzungen und Überschneidungen darzustellen. 

Zeitstrahl und Übersicht zur Schriftentwicklung mit dem Bonner Schreiber im Vordergrundit dem "Bonner Schreiber" im Vordergrund
Zeitstrahl und Übersicht zur Schriftentwicklung mit dem _Bonner Schreiber_ im Vordergrund © Ägyptisches Museum Bonn (Frank Förster)

Rechts neben dem Bonner Schreiber ist auch das Kabinett des Sammelns konzipiert. Kein Museum kann die pharaonische Kultur vollständig abbilden. Der Bestand ist immer durch Zufälle der Erwerbung und die Vorlieben der Sammelnden bestimmt. Um diese grundlegende Bedingung unseres Wissens vom alten Ägypten deutlich zu machen, zeigen die Vitrinen in diesem Teil der Ausstellung einige Konvolute aus Privatbesitz in ihrem Sammlungszusammenhang. Neben kleineren Objekten wie Uschebtis und Amuletten finden sich hier immer wieder herausragende Einzelstücke, die von dem ästhetischen Vergnügen künden, das die Beschäftigung mit Altägypten bereitet. Aber auch ganz einfache Fundstücke und Erinnerungen lassen für die Sammelnden eine imaginäre Landschaft entstehen, die sie in ihre Lebenswelt integrieren. Selbst Nachahmungen und Fälschungen haben so ihren Sinn und ihren Wert. Damit wird ein wichtiges Element der europäischen Auseinandersetzung mit dem Orient thematisiert: dass die Beschäftigung mit diesen Dingen einer fernen und vergangenen Kultur auch heute große Bedeutung nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für Sammlende, Gäste, Reisende und Einheimische hat. 

In der Mitte des Museumsraum befinden sich auf Podestfläche die Vitrinen des kulturhistorischen Panorama, welche mittels verschiedener Themen versuchen die wesentlichen Aspekte der pharaonischen Kultur vorzustellen und dazu einladen möchten, mit den gezeigten Dingen in Dialog zu treten. Mit der Ideologie und Religion des alten Ägypten beschäftigen sich gleich mehrere Vitrinen: Im vorderen Bereich befindet sich hierfür ein Modell der „Pyramidenanlage des Königs Djoser“ samt der Vitrine „König und Gesellschaft“. Beide Vitrinen zusammen versuchen die reale und religiöse Rolle des Königs als Bewahrer der Weltordnung in der altägyptischen Gesellschaft zu veranschaulichen. Gegenüber befindet sich ein großformatiges Foto des Bonner Gipsabguss vom Pharao Sethos I. aus dem Karnak-Tempel in Theben. Der Abguss konnte leider nicht mit in die neue Ausstellungen ziehen und verbleibt gesichert am alten Standort über dem Koblenzer Tor. Zusammen mit der Vitrine „Ägypten und die Fremden“ werden die vielschichtigen Außenbeziehungen Ägyptens thematisiert, welche neben den stärker inszenierten Kriegs- und Feinddarstellungen vor allem aus diplomatischen Beziehungen, Expeditionen und Handelsnetzwerken bestanden. In den Vitrinen „Götterkult“ und „Tierkult“ wird die Menge und Vielgestaltigkeit der ägyptischen Götterwelt thematisiert. Die Rolle der Tiergestalt, die Assoziation und Verehrung von Tieren aufgrund ihrer Verbindung zum Göttlichen zeigt sich an den zahlreichen verschiedenen Tiermumien (1. Jt. v. Chr.). In den gegenüberliegenden zwei Vitrinen sind Objekte des „Totenkults“ und der „Ausstattung der Toten“ zu betrachten. In der ersten Vitrine ist neben mehreren zum Teil prächtig bemalten Särgen der ptolemäerzeitliche „Bonner Eingeweidekasten“ ein besonderer Blickfang. In der zweiten Vitrine wird ein Überblick über die zahlreichen Grabbeigaben gegeben, welche ein Verstorbener oder eine Verstorbene mit in das Grab bekommen konnte. Die Vitrine „Keramik, Paletten und Uschebtis“ zeigt anhand ausgewählter Beispiele, wie sich die Formen der Objektgruppen in der Zeit veränderten, was sie uns über ihren Gebrauch und ihre Technik erzählen und welche Bedeutung diese Objektgruppen für die Wissenschaft haben. Die Vitrine „Schönheit und Zeitvertreib“ zeigt, dass durch die ganze ägyptische Gesellschaft hindurch verschiedene Ausdrucksformen an Komfort, Zeitvertreib und Luxus bestanden. Abschließend demonstriert die Vitrine „Landwirtschaft, Jagd und Handwerk“ die Bedeutung dieser drei Bereiche durch eine Auswahl an Werkzeugen zur Gefäßherstellung, zur Jagd und zur Fischerei. 

Da das Ägyptische Museum der Universität Bonn sich als ein lebendigen Ort der Auseinandersetzung versteht, als ein Laboratorium der Aneignung, sind die Sammlungsbereiche keine starren Konstruktionen. Im Zuge von Lehrveranstaltungen, wissenschaftlichen Projekten und Neuerwerbungen werden Objekte entnommen, untersucht und in den wissenschaftlichen Fokus gerückt. Aus diesem Zweck befindet sich der Seminarraum als Ort des Lernens direkt nebenan. Hinzu kommen regelmäßige Sonderausstellungen1, die verschiedene Aspekte der Beschäftigung mit dem alten Ägypten zum Thema haben.

Blick auf die Vitrinen des Totenkults
Blick auf die Vitrinen des Totenkults © Ägyptisches Museum Bonn (Frank Förster)
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