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Römisches Töpfereizentrum Vettweiß-Soller im Kreis Dürren
Obwohl das Töpfereizentrum von Vettweiß-Soller im Kreis Düren bereits eine über 100-jährige Forschungsgeschichte aufweist, wurden die bislang einzigen umfangreichen Ausgrabungen 1932/33 durchgeführt und 1984 von Dorothea Haupt bearbeitet sowie veröffentlicht. Dass es sich um eine kaiserzeitliche Keramikproduktionsstätte handelt, belegen die gemachten Funde – Brennöfen, Produktionsabfälle, Keramikfragmente und -gefäße. Seit Ende des 19. Jahrhunderts als Truppenübungsplatz verwendet, ist der Fundplatz von Fundverlagerungen, Zerstörungen sowie dem Einbringen moderner Funde zum Teil betroffen.
Seit 2023 steht das Töpfereizentrum im Fokus neuer Forschungen des Instituts für Archäologie und Kulturanthropologie der Universität Bonn. Unter Leitung von Prof. Dr. S. Feuser und Dr. T. Rünger und in Kooperation mit verschiedenen Institutionen* kamen in einer ersten Projektphase verschiedene Prospektionsmethoden zum Einsatz, um die Ausdehnung des Fundplatzes zu erfassen – darunter Magnetik, Radar, LiDAR-Scan und multispektrale Fernerkundung mittels Drohnen. Durch mehrere, mit Studierenden durchgeführte Surveys auf Ackerflächen und im Wald konnten bisher unbekannte Trümmerstellen lokalisiert sowie eine seit den 1940er-Jahren bekannte Fundkonzentration bestätigt werden.
Im Spätsommer wird sich die Lehrgrabung des Instituts der detaillierteren Erforschung eines ausgewählten Werkstattareals widmen.
Insgesamt gilt es Fragen zur Chronologie und Werkstattorganisation, zu Rohstoffen sowie der Verbreitung der in Soller hergestellten Produkte zu beantworten. Eine Besonderheit stellen dabei die großen Reibschüsseln mit dem Stempel ‚Verucundus‘, eines vermuteten Töpfers, dar.
Die Auswertung der Keramikfunde, die teilweise in das 4./.5 Jahrhundert datieren, deutet bereits jetzt eine wesentlich längere Laufzeit des Fundplatzes an, als bisher angenommen.
*In Kooperation mit
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
LVR-Landesmuseum Bonn
Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA)
Bonn Center for Digital Humanities (BCDH)
Literatur:
I. Haupt, Römischer Töpfereibezirk bei. Soller, Kr. Düren. Bericht über eine alte Ausgrabung. Rheinische Ausgrabungen 23, 1984, 391–476.
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Das eigenmächtige Bergen archäologischer Lese- und Detektorfunde auf Ackerflächen oder im Wald ist nach Denkmalschutzgesetz NRW untersagt. Es bedarf einer Genehmigung und Schulung durch das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland. Außerdem muss das Betreten von Flächen durch die Eigentümer*innen erlaubt werden. Ohne eine systematische, von Fachkräften durchgeführte Dokumentation wird die wertvollste Information der Funde zerstört – Der Fundkontext. Wem die Archäologie am Herzen liegt, der sieht von eigenmächtigen Eingriffen ab. Danke für die Mithilfe bei der Bewahrung unserer sichtbaren und unsichtbaren Denkmäler!

Die Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie…
- befasst sich, ebenso wie andere Archäologien, mit materiellen Hinterlassenschaften als Quellen der Vergangenheit, die durch systematische Ausgrabungen erschlossen werden.
- deckt eine zeitlich Perspektive von den ersten Spuren des Menschen (Paläolithikum) bis zum vermehrten Einsetzen von schriftlichen Quellen (Mittelalter) ab.
- ist eine räumlich grenzenlose Wissenschaft, deren Fokus sowohl auf die unscheinbare Baustelle direkt vor eurer Haustür als auch auf weit entfernte Regionen wie die Mongolei gerichtet sein kann.
- bietet mehr als ihre Klischees.

Die Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie in Bonn
- ist eine Abteilung des Instituts für Archäologie und Kulturanthropologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn.
- konzentriert sich inhaltlich auf die europäische Frühgeschichte und die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit sowie auf die Erforschung reiternomadischer Kulturen Innerasiens.

Das Social Media Team der VFG Arch
Liebe alle!
Anbei stellen wir das Team hinter den Social Media Beiträgen der Abteilung für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Uni Bonn sowie unser Konzept vor. Wir sind eine Gruppe von Studierenden aus unterschiedlichen Semestern und Mitarbeitenden mit verschiedenen fachlichen Schwerpunkten:
Valerie Elena Palmowski M.A. (Akademische Rätin)
Katrin Meyer (Grafik)
Domenic Bohl (Student, Bachelor)
Anna Chiduch (Studentin, Bachelor)
Steven Daubner (Student, Master)
Sebastian Heppekausen (Student, Bachelor)
Melina Nickel (Studentin, Bachelor)
Fenja Rinsche (Studentin, Bachelor)
Im Laufe der kommenden Monate erwarten euch Beiträge zu folgenden Themenbereichen:
- Ankündigungen: Informationen und Termine verschiedenster Formate, z.B. Veranstaltungen, laufende Projekte, Tagungen und vieles mehr. 📅
- How-to-Studi-Guide: Vielfältige Hilfestellungen zum studentischen Alltag und sonstigen akademischen Kniffeleien, die euch regelmäßig begleiten werden. 📋
- Fund des Monats: Vorstellung und Kontextualisierung eines Fundes, der uns durch Studium, Arbeit oder Exkursion aufgefallen ist, und grundsätzlich einen Bezug zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie aufweist. 🏺
- Fundplatz des Monats: egal ob unter unseren Füßen versteckt oder deutlich im Landschaftsbild sichtbar, wir präsentieren euch spannende archäologische Fundplätze und Strukturen aus dem Bonner Raum. 📌
- Buchvorstellungen: Von der Grundlektüre bis zu Spezialthemen, hier findet ihr unterschiedlichste Buchvorstellungen zu Werken mit variierenden Themenschwerpunkten. 📖
- Konzepte / Modelle / Leitfragen: Ein Blick hinter die Vorhänge der archäologischen Arbeit. Wir tauchen anhand von ausgewählten Beispielen tiefer in Theorien und Konzepte ein, um zu zeigen was Archäolog*innen nach einer Ausgrabung mit ihrem Material anstellen und wie sie daraus ihre eigenen Deutungen formulieren. 📜
Wir hoffen mit unseren Beiträgen ein breites Publikum für unser Fach begeistern zu können.
Bis zum nächsten Post :)

Hallo! Wir sind das Bibliotheksteam in der Brühler Straße 7!
Neben Claudia Voos unserer Bibliothekarin und Valerie Palmowski (Akademische Rätin a.Z., VFG Bestellwünsche) sind wir Student*innen für den Bibliotheksbetrieb verantwortlich. Da sich die VFG die Räumlichkeiten in der Brühler Straße mit der Ägyptologie teilt, besteht unser Team aus Hiwis beider Abteilungen:
Sofia Pato-Queiros (VFG)
Melina Nickel (VFG)
Lara Radtke (VFG)
Johann Thiele (Ägyptologie)
Bee Gosselding (Ägyptologie)
Alex Hohnhorst (Ägyptologie)
Lars Koppenhöfer (Ägyptologie)
Bestellwünsche für die VFG Bibliothek richtet ihr an Valerie Palmowski (Akademische Rätin a.Z., VFG).
Im Rahmen unserer Öffnungszeiten montags bis freitags, 10-18 Uhr, stehen wir euch als Ansprechpartner*innen immer zur Verfügung. An uns könnt ihr euch bei Fragen zur Nutzung der Bibliothek, für Bestellungen aus dem Magazin oder bei sonstigen Problemen gerne wenden. Dies könnt ihr am Infotisch, bei den Hiwi-Büros oder per Mail tun!
ArchBib@uni-bonn.de
Für mehr Informationen besucht gerne unsere Uni-Website. Link in der Bio.
Wie ihr die Bibliothek nutzen könnt, erfahrt ihr in unserem "How to Studi - Guide."
Von der Realität zur archäologischen Rekonstruktion der Vergangenheit
Die Archäologie erstellt auf Basis ihrer Quellen eine Rekonstruktion der Vergangenheit.
Ihre Hauptquellengattungen sind:
1. Siedlungen
2. Gräber
3. Deponierungen
Einzelfunde, Infrastruktur, Befestigungen, Kunst etc. bieten zusätzliche Informationsquellen.
Im Prozess zwischen Entstehung, Ausgrabung und Interpretation dieser Quellen – sozusagen zwischen vergangener Realität und ihrer archäologischen Rekonstruktion – sind verschiedene Formationsprozesse und ‚Filter‘ zu beachten:
Primäre Befundformation
Unter welchen Bedingungen schieden materielle Zeugnisse menschlicher Handlungen aus der vergangenen Lebenswelt aus? Welche Aspekte archäologischer Fundsituationen sind absichtlich durch Menschen manipuliert (intentionale Daten), welche unverändert abgelagert worden (funktionale Daten)?
Sekundäre Befundformation
Welchen Einfluss haben natürliche und kulturelle Faktoren auf archäologische Quellen? Wie verändern Sedimentation/Erosion, Bodenbedeckung, Landwirtschaft oder Bebauung einen Befund? Welche Auswirkungen haben Faktoren wie die Zusammensetzung des Bodens, chemische/biologische Vorgänge, oder die nachträgliche Öffnung von Befunden, zum Beispiel im Kontext gezielter Fundentnahmen oder Beraubungen?
Tertiäre Befundformation / Wissenschaftliche Erschließung
Aus dem archäologischen Potenzial (primäre und sekundäre Befundformation) erfolgt die wissenschaftliche Erschließung von Quellen, die wiederum von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden kann:
- Beobachtungsmöglichkeiten, z.B. Entdeckungschancen von Bodendenkmälern
- Forschungs- und Publikationsstand, z.B. Forschungsschwerpunkte oder -lücken
- Qualität der Beobachtung, Untersuchung und Publikation, z.B. Qualität der Ausgrabungsdokumentation
- Weltbild und soziokultureller Hintergrund
Literatur:
B. Scholkmann/H. Kenzler/R. Schreg (Hrsgs.), Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Grundwissen (Darmstadt 2016), 101–113.

Deer Stones of Northern Mongolia

Hirschsteine sind Steinstelen, welche von nomadischen Völkern in Eurasien nahe Wasserquellen errichtet wurden. Bislang wurden über 1600 Hirschsteine zwischen der Wüste Gobi im Süden und der bewaldeten Taiga im Norden, insbesondere am nördlichen Rand des Schwarzen Meers und in Ebenen Osteuropas sowie in Südrussland, Ostkasachstan und Xinjiang, China registriert. Der größte Anteil von ihnen, circa 1300, befindet sich in der Mongolei.
Die Hirschsteine werden sowohl mit den älteren Khirigsuur (ein Typ Grabhügel) aus der Bronzezeit als auch der eisenzeitlichen Plattengrabkultur in Verbindung gebracht. Trotz ihres Namens zeigen die Hirschsteine nicht nur Hirschmotive, sondern können diverse Tiermotive, geometrische Ornamente als auch Waffen- und Schmuckdarstellungen aufweisen.
Zwischen den 1950er- und 1970er-Jahren erfasste der Archäologe Vitali Volkov rund 300 Hirschsteine. Seine 1981 erschienene Monografie „Deer Stones of Mongolia“ wurde zum Grundlagenwerk für alle nachfolgenden Forschungen.
Bei dem hier vorgestellten Titel, „Deer Stones of Northern Mongolia”, handelt es sich um die 2022 erschienene, englische Neuauflage des 2017 erschienen Werkes in mongolischer Sprache. Der Autor, Dr. Bayarsaikhan, ist Forscher für das Nationalmuseum der Mongolei in Ulaanbaatar und studiert seit über 20 Jahren Hirschsteine.
Das Werk zählt, neben Werken wie W. Fitzhugh’s *Archaeology of Bronze Age Mongolia: a deer stone diary* (2023), zu den neusten Publikationen zum Thema Hirschsteine. Es bietet interessierten Leser*innen eine Klassifikation und Interpretation der Ikonographie, archäozoologische Analysen, sowie Deutungsansätze in Verbindung mit regionalen Historien und spirituellen Praktiken.
- Jamsranjav Bayarsaikhan
- Verlag: Arctic Studies Center, Smithsonian Institution und International Polar Institute Press
- ISBN : 9781736690246
- Umfang 285 Seiten
Mit Beerennuppen besetzter Schaft eines Römers
Bei Bauarbeiten im Westtrakt des kurfürstlichen Schlosses wurden im März 1962 unter den bestehenden Gebäuden römische und neuzeitliche Kulturschichten entdeckt. Neben Funden und Befunden einer römischen Militärziegelei (1.–3. Jh.) wurde auch der Ausschnitt einer Abfallgrube der frühen Neuzeit ausgegraben.
Aus dieser stammt das hier vorgestellte Fragment eines Römers mit Beerennuppen aus grünem Waldglas. Ebenfalls in dieser Grube fanden sich die Unterteile eines hellen Kelchglases mit geripptem Nodus sowie eines Maigeleins, ebenfalls aus grünem Waldglas (s.u.). Die Gläser, aber auch die aus der Grube geborgene Keramik waren im späteren 16. und in der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts in Gebrauch. Damit gehört die Abfallgrube in die Zeit vor der Errichtung des heutigen Schlosses, das Kurfürst Joseph Clemens ab 1697 planen ließ. Es entstand auf den heute noch erhaltenen Kellern des 1689 größtenteils zerstörten Vorgängerbaus.
Eine Beschreibung dieses älteren Schlosses kennen wir aus dem Tagebuch des Jesuiten Daniel Papebroich. Er unterschied 1660 zwischen dem rechtwinklig zur Stadtmauer verlaufenden „Alten Bau“, der Kurfürst Salentin von Isenburg (1567-77) zugeschrieben wird, und dem sog. Ferdinandbau, den Kurfürst Ferdinand von Bayern (1612-50) errichten ließ. Die Abfallgrube lag südwestlich des „Alten Baus“ und damit außerhalb des eigentlichen kurfürstlichen Schlosses. Auf den um 1588 von Franz Hogenberg und 1646 von Matthäus Merian geschaffenen Ansichten lag dort ein Hofareal, das durch zwei Gebäude und eine Hofmauer mit Tordurchfahrt eingefasst war.
Die ausgegrabenen Funde belegen, dass diese Hofanlage vermutlich noch nicht zum Schlossbereich gehörte, da die geborgenen Funde zwar auf einen gewissen Wohlstand hinweisen, aber nicht die Prachtentfaltung eines kurfürstlichen Haushalts zeigen.
Surveyguide
Vor archäologischen Ausgrabungen können Prospektionsmethoden ganz ohne Bodeneingriff einen Überblick über ein Gelände vermitteln, z.B. Geomagnetik, Georadar, LiDAR-Scan und multispektrale Fernerkundung mittels Drohne. Hierzu zählen auch Oberflächenbegehungen, engl. Survey.
Ein Survey ist eine systematische Begehung eines klar definierten Areals, bei der auf der Erdoberfläche liegende Funde dokumentiert und aufgelesen werden. Ungewöhnliche Strukturen werden ebenfalls festgehalten. Um nichts zu übersehen, stellen sich die Teilnehmer*innen in einer Reihe auf und gehen das Gelände in geraden Linien ab.
Bei einem Survey geht es sowohl darum, verschiedene Fundtypen und -konzentrationen als auch ihre genaue Lage im Gelände festzustellen. Letzteres ist als Information für die Archäologie besonders wertvoll.
Hierfür werden die Funde in Stellenkarten eingetragen, mit den GPS-Geräten eingemessen und fotografiert. Später erfolgt die Nacharbeitung, welche die Konservierung und Bestimmung der Funde sowie die Auswertung der Kartierungen umfasst.
Besonders wichtig für die Arbeit im Freien: Sicherheitsschuhe Stufe 3, lange Kleidung sowie Sonnen-/Regenschutz – Das Gelände kann auch mal ungemütlich werden. Weitere Empfehlungen: Ausreichend trinken, Insektenschutz, zwischendurch hochgucken.
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Das eigenmächtige Bergen archäologischer Lese- und Detektorfunde auf Ackerflächen oder im Wald ist nach Denkmalschutzgesetz NRW untersagt. Es bedarf einer Genehmigung und Schulung durch das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland. Außerdem muss das Betreten von Flächen durch die Eigentümer*innen erlaubt werden. Ohne eine systematische, von Fachkräften durchgeführte Dokumentation wird die wertvollste Information der Funde zerstört – Der Fundkontext. Wem die Archäologie am Herzen liegt, der sieht von eigenmächtigen Eingriffen ab. Danke für die Mithilfe bei der Bewahrung unserer sichtbaren und unsichtbaren Denkmäler!
Das Sterntor in Bonn
Allen, die bereits in der Bonner Innenstadt unterwegs waren, ist sicherlich das auffällige Sterntor in der Vivatsgasse aufgefallen.
Das Tor, wie man es heute kennt, befindet sich allerdings nicht mehr dort, wo es erbaut wurde. Ursprünglich stand es am Ende der Sternstraße am heutigen Friedensplatz. Es wurde 1244 AD errichtet, als der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden der Stadt Bonn das Stadtrecht verlieh.
Im Kontext des technologischen Fortschritts und des Stadtwachstums in der Neuzeit verlor die mittelalterliche Stadtmauer allmählich ihre Bedeutung. So wurden im Laufe des 19. Jahrhundert mehr und mehr Abschnitte sowie die zugehörigen Stadttore abgerissen. Auch der Abriss des Sterntors war im Gespräch, denn das enge Tor beeinträchtigte den Verkehr auf der vielbefahrenen Sternstraße. Außerdem war das Tor mit der Zeit verfallen. Es stellte einen optischen Makel sowie eine Gefahr durch herabfallende Steine dar.
Glücklicherweise engagierten sich bereits damals Personen für den Denkmalschutz und den Erhalt des Sterntors. In den 1890ern erreichte die Debatte unter Druck der Regierung schließlich ihren Höhepunkt. Als das Sterntor 1898 tatsächlich abgerissen werden sollte, griff Kaiser Willhelm II. persönlich ein. Unter seinem Einfluss wurden die Reste des Tores an einen alten Halbturm der Stadtmauer angeschlossen und an der heutigen Position wiederaufgebaut.
Dort steht das Sterntor seitdem – zwar nicht mehr im originalen Zustand, aber immerhin ist es in seinen Grundzügen als Teil der Bonner Stadtgeschichte erhalten geblieben.
Literatur:
1. Denk/I. Flagge/C. W. Offermann, Architekturführer Bonn = Architectural guide to Bonn (Berlin 1997).
2. von der Dollen, Der Kampf um das Sterntor: die Auseinandersetzungen um Abriß oder Erhaltung der letzten mittelalterlichen Torburg Bonns im 19. Jahrhundert, in: Bonner Geschichtsblätter 31 (Bonn 1979).
Geschichte der „Sammlung archäologischer Altertümer” der Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie Bonn
Bereits mit Begründung des Instituts für Vor- und Frühgeschichte der Universität Bonn im Jahre 1938 ist eine Sammlung archäologischer Altertümer für Dozent*innen und Studierende aufgebaut worden. Kurt Tackenberg, erster Ordinarius für Vorgeschichte und Gründungsdirektor des Instituts begründete dies mit dem Wunsch, „eine Studiensammlung von Originalen und Nachbildungen europäischer Funde zusammenzubekommen […], um nicht nur beim Erklären und Beschreiben auf Abbildungen angewiesen zu sein, sondern das Material selbst vorzulegen.“ (Zitat nach: Bonner Mitteilungen Heft 18, April 1939, S. 11).
Mit heutigem Stand umfasst die Sammlung ungefähr 7.000 inventarisierte Objekte, die regelmäßig in der praktischen Ausbildung der Studierenden eingesetzt werden. Vertreten sind in erster Linie Steingeräte, Metallgegenstände (Tracht, Schmuck und Bewaffnung) sowie Keramik. Die Sammlung bildet einen Zeitraum vom Paläolithikum bis zur Neuzeit ab, die Funde stammen dabei mehrheitlich aus mittel- und westeuropäischen Zusammenhängen. Aber auch Gegenstände etwa aus dem Niltal oder dem Kaukasus sind über verschiedene Wege nach Bonn gelangt.
Nachdem die zugehörigen Objektinformationen zunächst zeitbedingt auf maschinenschriftlichen Karteikarten vermerkt worden waren, arbeiten wir seit den 2010er-Jahren an der Digitalisierung der Sammlungsbestände, die seit Kurzem in einer eigenständigen „directus“-Oberfläche verfügbar sind. Dieser Datenbestand soll in absehbarer Zeit im Rahmen der Digitalisierung der Bonner Museums- und Sammlungsbestände öffentlich zugänglich und recherchierbar sein.
Als reine Lehr- und Studiensammlung sind wir kein Museum, daher können interessierte Studierende oder Wissenschaftler*innen Zugang zu den Materialien nur nach vorheriger Rücksprache erhalten.
Text: Ernst Pohl
Bilder: Valerie Palmowski

Zur Deutungsproblematik 'christlicher Bestattungen' im Frühmittelalter
In der Merowingerzeit existieren in Europa unterschiedliche theologische Positionen innerhalb des Christentums. In den Schriftquellen werden sie ‚heidnischen‘ Glaubensweisen gegenübergestellt, die nicht genauer charakterisiert sind. Eine Dichotomie des Christlichen und Heidnischen – die Teilung in einen Entweder-Oder-Gegensatz – nach dem 5. Jh. wird in der neueren Forschung abgelehnt.
In der Archäologie werden Aspekte wie Bestattungsritus, -form und -ort sowie Grabbeigaben verwendet, um christliche Konnotationen zu identifizieren. Besondere Bedeutung wird dabei Objekten zugesprochen, die eine Funktion in der christlichen Glaubenspraxis besitzen.
Die Zahl eindeutig christlicher Symbole, z.B. Christogramm, wird als gering eingestuft. Potenziell christliche Symbole, wie florale Motive, Kreuze, Menschen- und Tierdarstellungen, müssen in ihrem spezifischen Kontext betrachtet werden. Auch, da das Christentum im Laufe seiner Geschichte Motive anderer Kulturen übernommen hat. Selbst eindeutig christliche Elemente weisen deren Träger*innen nicht zwangsläufig gesichert als Christ*in aus, sondern lassen eher Rückschlüsse auf die Bestattungsgemeinschaft zu.
In einer Untersuchung von 484 Grabbefunden wiesen <10% potentiell christlich beeinflusste Beigaben auf (Odenweller 2019). Ihre Verteilung auf Männer- und Frauengräber des 6. Jh. war maßgeblich von der Fundüberlieferung geprägt: Als Bildträger der Symbole wurden primär am Körper getragene Metallgegenstände und nicht etwa Keramik verwendet. In der Stichprobe waren im 6. Jh. mehr Frauen- als Männergräber vertreten. Im Untersuchungsgebiet enthielten Frauengräber zu dieser Zeit mehr Metallobjekte als Männergräber. Hieraus ergab sich eine scheinbare Bevorzugung christlicher Symbolik als Beigabe in Frauengräbern.
Die Rekonstruktion damaliger Glaubenswelten fokussiert derzeit individuelle und regionale Ausprägungen.
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Ein Scherzefäß aus Leipzig
Im LWL-Museum in Chemnitz stießen wir auf ein ungewöhnliches, gläsernes Gefäß in Phallusform. Die trichterförmige Trinköffnung befindet sich an der Peniswurzel, wobei nicht untersucht wurde, was aus dem Gefäß getrunken wurde. Das Artefakt wird in die frühe Neuzeit (1500–1550 AD) datiert.
Besonders kurios mutet der Fundkontext an, in welchem dieses Gefäß entdeckt wurde: der Leipziger Thomaskirchhof. Vergleichbare Artefakte aus dem 16. Jahrhundert, etwa aus der Klosterlatrine in Herne oder dem Damenstift in Herford, zeigen jedoch, dass derartige Gefäße durchaus Teil der materiellen Kultur geistlicher Einrichtungen waren.
Vom 16. bis 19. Jahrhundert erfreuten sich Glasgefäße in ungewöhnlichen Formen – darunter Menschen, Tiere und alltägliche Objekte wie Schuhe – großer Beliebtheit. Als Scherzgefäße bereicherten sie die Tafeln und spiegeln die humorvolle und partiell erotisch aufgeladene Trinkkultur der frühen Neuzeit wider. Ihre aufwendige Herstellung könnte auf ein gehobenes soziales Milieu der Besitzenden hindeuten.
Gürtelblech aus Bronze
Das nur 1 mm dünne, schwach gebogene Bronzeblech hat eine langrechteckige Form mit abgerundeten Ecken. Regelmäßige Lochungen an den Rändern deuten auf eine wahrscheinliche Befestigung an einem Ledergürtel hin. Die Schauseite ist mit Reliefs aus Voluten und Palmetten verziert. Zwei parallele, gegenläufige Doppelvoluten werden durch einen Palmettenkranz miteinander verbunden; kleinere Palmettenbündel liegen in den Zwickeln der Voluten.
Das Bronzeblech ist Teil einer Gürtelform, die im 5. und 4. Jh. v. Chr. insbesondere in Unteritalien getragen wurde und die üblicherweise mit den Samniten in Verbindung gebracht wird. Charakteristisch ist ein um den gesamten Körper laufendes, breites Bronzeblech sowie verzierte – im hiesigen Fall fehlende – Haken, die in die Lochpaare auf dem Blechende der entgegengesetzten Seite eingehängt waren. Vasenmalereien zeigen diese Gürtel zusammen mit Helmen, Dreischeibenpanzern und Beinschienen als Teil der klassischen Ausrüstung samnitischer Krieger.
Problematik religiöser Deutungen in der vor- und frühgeschichtlichen Archäologie

Der Wunsch nach religiöser Zuweisung von Gräbern mittels ihrer Ausstattung besteht in der Forschungstradition bereits seit dem 19. Jh., besonders in der Frühmittelalterarchäologie.
Die grundliegende Problematik liegt in der stark historisierenden und objektorientierten Forschung, die ihre religiöse Zuweisung häufig auf einen kleinen, nicht repräsentativen Teil des Fundmaterials stützt.
Bestattungen mit einem bestimmten religiösen Bekenntnis und historischen Überlieferungen in Verbindung zu bringen ist schon daher bedenklich, dass unklar ist, was der entsprechende Glaube in untersuchter Zeit und Raum bedeutet und inwiefern sich dies materiell niederschlägt.
Da in der Regel noch nicht von einer zentralen Regulation oder schriftlichen Autorität in Form einer Institution zu sprechen ist, sollte von einer großen Variabilität in Vorstellungen und Praktiken ausgegangen werden, die auf mündlicher Überlieferung und langwierigen Entwicklungsprozessen basiert.
Dennoch wäre es kritisch zu argumentieren, dass sich Glaube nur in immateriell-liturgischer Form und nicht auch anhand von Beigaben ablesen lässt. Das Problem liegt dabei häufiger im Erkennen des materiellen Niederschlags und dem fehlenden archäologischen Zugang zu abstrakten Inhalten und Symbolik.
Neben der allgemeinen Vorsicht, die man daher in der Ansprache religiös-konnotierter Komponenten walten lassen sollte, ist auch die Wechselwirkung verschiedener sozialer Identitäten im Material zu berücksichtigen. Ausstattungen können von diversen Faktoren wie Alter, Geschlecht, beruflicher Identität, familiärem Status, sozialer Position und Glaube abhängig sein – ebenso wie einem Anteil Individualismus.
Literatur:
B. Hausmair, Am Rande des Grabes. Todeskonzepte und Bestattungsritual in der frühmittelalterlichen Alamannia (Leiden 2015).
S. Brather, Kleidung, Bestattung, Identität. Die Präsentation sozialer Rollen im frühen Mittelalter. RGA-E Bd. 57, 2009, 237-273.
Bild: CC BY-NC-SA @ Archäologisches Landesmuseum Baden Württemberg
Home sweet home?
Im Rahmen des Seminars „Formen des Wohnens in der Vorgeschichte“ unter der Leitung von PD Dr. Ursula Brosseder und Valerie Palmowski, M.A., besuchten wir die Rekonstruktion eines eisenzeitlichen Gehöfts in der Außenstelle Titz des LVR-Amts für Bodendenkmalpflege im Rheinland.
Dr. Nicole Kegler-Graiewski stellte uns die verschiedenen Gebäude vor und gab uns einen umfassenden Einblick, wie diese nach Vorbild der archäologischen Befunde aus dem Oberlauf des Köhmbachs bei Garzweiler rekonstruiert wurden. In Titz werden so Erkenntnisse zu Baumethoden, Haltbarkeit und Alltagserfahrungen eisenzeitlichen Wohnens gesammelt – Von der Art Dächer mit Reet oder Stroh zu decken, über die Bekämpfung von in den Baustoffen lebenden Schädlingen bis zum Kochversuche im ‚Pizzaofen‘ aus Lehm oder einer Erdgrube.
Die kritische Auseinandersetzung mit der häufig fehlenden Nachweisbarkeit baulicher Aspekte, wie der Gestaltung von Dächern und Gebäudehöhen, oder dem Einsatz von obertägigen Öfen für die Nahrungszubereitung, ist hierfür ebenso wichtig, wie der Einsatz von Detailwissen, zum Beispiel zur Behandlung von Holzpfosten mit Feuer, um ihre Haltbarkeit in der Erde zu erhöhen.
Trotz der winterlichen Kälte wurde intensiv diskutiert: Wie viele Menschen nutzten die Gebäude wie lange? Welche Funktion hatten die Gebäude und mögliche Raumunterteilungen? Und wie gestaltete sich das Alltagsleben auf einem eisenzeitlichen Gehöft? Wie hielten es die Menschen mit Wärme, Licht und Dekorationen in den Gebäuden, wie groß waren die Flächen, die sie bewirtschafteten und wieso verließen sie den Fundplatz bei Garzweiler schon nach wenigen Jahrzehnten?
Die als Wohngebäude, Getreidespeicher, Ställe und Werkgebäude gestalteten Gebäude bieten spannende Diskussionsgrundlagen und Einblicke, die sich allein anhand archäologischer Pläne nur mühsam erschließen.
Wir bedanken uns herzlich für die Führung und freuen uns auf einen erneuten Besuch!
https://bodendenkmalpflege.lvr.de/de/ueber_uns/aussenstellen/as_titz.html

FUND DES MONATS
Rachepuppen und Schadenszauber
„Als sie von ihrem Liebhaber verlassen wurde, wurde einer jungen Frau aus dem Saarland diese Rachepuppe gefertigt. Die ins Holz getriebenen Nägel sollen bei diesem solche Schmerzen auslösen, dass er sich besinnt und zu ihr zurückkehrt.”
Solche Rachepuppen, auch ‚Atzmänner‘ (ahd. atzen, etzen — auszehren, verzehren lassen, fressen lassen) genannt, sind archäologisch bereits in der Antike (lat. invultuatio) nachweisbar und wurden sowohl im Kontext von Schadens- als auch von Liebeszaubern verwendet. Sie bestehen meist aus Holz, Wachs oder Ton.
Ein besonders einprägsames Beispiel stellen die im römischen Kastell in Straubing gefundenen Tonfigürchen dar, die als Komponenten eines Liebes- oder Schadenszaubers interpretiert werden. Löcher im Material weisen darauf hin, dass an mehreren Stellen spitze Gegenstände (Nägel?) in die Figürchen hineingetrieben wurden. Einige Figürchen tragen Beschriftungen oder besitzen Hohlräume, in denen sich Haare, Nägel oder sonstige personengebundene Objekte (materia magica) befanden. Diese sollten einen Bezug zwischen Fluch / Zauber und Zielperson herstellen, beziehungsweise den gewünschten Effekt verstärken.
In Mittelalter und Neuzeit existierte der Glaube, Menschen mithilfe eines Abbildes töten zu können. Auch aus dem Kontext der Hexenverfolgung ist der Einsatz solcher stellvertretender Artefakte bekannt, die an einem Spieß gebraten, mit Nägeln versehen oder mit Gift bestrichen wurden.
📚 Literatur:
A. Reichenberger/H. Meller (Hrsg.), Magie – Das Schicksal zwingen. Begleithefte zu Sonderausstellungen im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle Band 10 (Halle [Saale] 2024).
A. Reichenberger/H. Meller (Hrsg.), Aspekte magischen Denkens. Internationale Tagung vom 12.-13. November 2021 in Halle (Saale). Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle Band 29 (Halle [Saale] 2024).
L. Petzoldt, Kleines Lexikon der Dämonen und Elementargeister (München 2003³), 25–27.
Mittelalter-Lexikon – Atzman

Archäologische Lehrgrabung im Montanrevier Bennerscheid
Die letzte Kampagne unserer Lehrgrabung hatte die Untersuchung einer besonderen Fundstelle in der aufgelassenen Montanlandschaft bei Bennerscheid im Bergischen Land zum Ziel. Bereits 2008 hatte der Landwirt und ehrenamtliche Mitarbeiter der Bodendenkmalpflege Heinz Wolter in den Wurzeltellern umgestürzter Bäume auffällig viele und qualitätvolle Scherben römischer Keramik aufgelesen. Die Ausgrabung erbrachte nun den Nachweis, dass es sich um einen von eventuell mehreren Siedlungsplätzen der frühen Römischen Kaiserzeit im Revier handelt, von dem aus der örtliche Blei- und Silberabbau betrieben wurde.
Im Rahmen unserer vierteiligen Story geben wir Euch Einblicke in das von Prof. Dr. Jan Bemmann und Dr. Torsten Rünger geleitete Projekt und die im September abgeschlossene Ausgrabung, bei der ein Team aus 10 Studierenden über eine Dauer von fünf Wochen mit hohem Engagement im Feld gearbeitet hat.
Das Format der Lehrgrabung bietet eine hervorragende Möglichkeit, alle auf einer Ausgrabung anfallenden Tätigkeiten zu erlernen und damit das nötige Rüstzeug für den zukünftigen Berufsweg zu erwerben. Auch dank der Unterstützung von Clarissa Spahr, die als Schnittleiterin und Tutorin zwei wichtige Positionen einnahm, wurde die Maßnahme zu einem erfolgreichen Abschluss geführt.
In Zusammenarbeit mit PD Dr. Philipp Schulte (LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland /RWTH Aachen University) konnte begleitend zur Ausgrabung ein Querprofil in einem Bachtal erstellt werden, um weitere Daten zur Rekonstruktion der stark durch den Bergbau überprägten Umwelt und Landschaft zu erhalten.
Wir danken dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und dem Bonner LandesMuseum für die langjährige und erfolgreiche Zusammenarbeit. Ab 2025 wird das römische Töpfereiwesen bei Vettweiß-Soller in den Fokus der archäologisch ausgerichteten Fächer rücken, bei dessen Erforschung die etablierten Projektpartner*innen an Bord bleiben.

LEHRGRABUNG
Erlernen von Dokumentation und Vermessung
Wir freuen uns, euch mit dem zweiten Teil unserer Story weitere Einblicke in unsere spannende Lehrgrabung im Montanrevier Bennerscheid zu geben, bei der wir tief in die Geschichte des Bergbaus eintauchen.
Gemeinsam mit unseren engagierten Studierenden und Archäologen bringen wir die Spuren vergangener Epochen ans Licht. Jede Erdschicht und jeder Fund erzählt eine eigene Geschichte über das Leben und die Arbeit in dieser Region. Besonders die präzise archäologische Vermessung und Dokumentation nach den Standards des Rheinischen Stellenkartensystems sind hierbei von zentraler Bedeutung. Sie gewährleisten, dass jeder Fund wissenschaftlich exakt erfasst und in den historischen Kontext eingeordnet wird.

LEHRGRABUNG
Erforschung von Umwelt und Landschaft im Montanrevier Bennerscheid
In unserem dritten Teil berichten wir Euch über einen Schwerpunkt unserer laufenden Forschungsarbeit im Montanrevier Bennerscheid im Bergischen Land! Hier untersuchen wir die einzigartige Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur über die Jahrhunderte.
Durch innovative Methoden und interdisziplinäre Ansätze erforschen wir, wie die historische Montanwirtschaft die Landschaft geprägt hat und welche ökologischen Spuren sie hinterließ. Von Bodenanalysen bis zur Kartierung von Flora und Fauna – wir wollen herausfinden, wie sich Umwelt und Landschaft im Laufe der Zeit verändert haben.

LEHRGRABUNG
Highlights & Alltag auf der Lehrgrabung im Montanrevier Bennerscheid
Im vierten und letzten Teil unserer Story nehmen wir euch erneut mit in den spannenden Alltag auf der Lehrgrabung im Bergischen Land.
Highlights unserer Grabung:
Römischer Spielstein: Ein kleines, aber feines Stück Geschichte! Dieser Spielstein, der wahrscheinlich für ein antikes Brettspiel genutzt wurde, zeigt, wie wichtig Spiele und Freizeitaktivitäten bereits im Römischen Reich waren. Er bringt uns näher zu den Menschen, die hier lebten und ihren Alltag gestalteten.
Mosaikglasschale: Ein echter Schatz! Diese exquisite Schale aus Mosaikglas spiegelt nicht nur das handwerkliche Können der damaligen Zeit wider, sondern auch den kulturellen Austausch, der durch Handel und Reisen entstand. Ein wunderschönes Beispiel für die Kunstfertigkeit der Antike!
Untersuchungen im Bayan Gol, Mongolei
Die zweite diesjährige Mongolei-Kampagne führte uns ins Bayan Gol ("Reiches Tal"), das in einem Seitental des Orkhon, ca. 14 km Luftlinie von der ehemaligen mongolischen Hauptstadt Karakorum entfernt, liegt. Dort untersuchten wir unter anderem künstlich aufgeschichtete Hügel und ihre Architektur.
Der Tagesablauf gestaltete sich dabei wie übliche Ausgrabungsroutinen: Um 7 Uhr wird das Essen von unserer Köchin zubereitet, gearbeitet wird ab 7:30 Uhr. Mittag- und Abendessen um 12:30 und 19 Uhr strukturieren die zweite Tageshälfte.
Erste Highlights:
Der Nachweis mehrfarbiger, glasierter Bauornamentik (Augen von einem Drachenkopf) bezeugt die Bedeutung der Siedlung. Die sog. Drachenköpfe sitzen auf dem First von Gebäuden. Je mehr Farben für die Glasur verwendet wurden, desto höher ist die Bedeutung des Gebäudes einzuschätzen. Gelb bzw. Gold wird beispielsweise genutzt, um Bauten zu kennzeichnen, die auf Anweisung des Herrschers errichtet wurden. Niederrangige Gebäude sind mit grauen, unglasierten Dachziegeln bedeckt. Die Podeste verteilen sich an beiden Seiten des kleinen, kräftig mäandrierenden Baches.
Für kurze Zeit waren wir auch in der Nähe der ins 13. Jahrhundert datierten Stadt Khar Khul Khaany Balgas tätig. Peter Heimermann konnte die Befliegung des Geländes mit der Drohne abschließen. Thomas Litt und Finn Oejen führten Bohrungen in einem kleinen See durch, um Daten für eine Rekonstruktion der Umwelt während des Mongolischen Weltreiches zu erhalten.
Große Tierherden und zahlreiche Yurten-Standorte zählen zum Alltag in dieser ganz bemerkenswerten Region. Auch dieses Mal hatten wir wieder zahlreiche besondere Begegnungen!


Vor- und Frühgeschichtliche Exkursion nach Norddeutschland und Dänemark
Vom 29.08. bis zum 07.09.2023 waren Studierende der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte Archäologie Bonn unter der Leitung von Valerie Elena Palmowski, M.A. und Dr. Ernst Pohl in Norddeutschland und Dänemark auf Exkursion.
Zu sehen gab es alles, was das Herz begehrt, vom Neolithikum bis in die Frühe Neuzeit. Wir besuchten viele verschiedene (Freilicht-)Museen, etwa das Moesgaard Museum in Aarhus oder das Ribe VikingeCenter. Auch archäologische Führungen von verschiedenen Expertinnen und Experten durch Hamburg, Hedeby (Haithabu) und Lübeck bereicherten das Programm mit Berichten zu Forschungsständen sowie Denkmalpflege aus erster Hand.
Oben zeigen wir euch ausgewählte Schnappschüsse von einigen der interessanten Orte, die wir besucht haben.
Im September berichten wir euch von unserer diesjährigen Exkursion nach Frankreich.
HOW-TO-STUDI
Exkursionsguide
Die erste Exkursion im Studium steht an! Endlich Urlaub, oder nicht? Worauf hat man sich da eigentlich genau eingelassen?
Ein studentischer Erfahrungsbericht:
Packliste
Für Exkursionen essentiell sind sehr bequeme Schuhe, in denen man den gesamten Tag laufen kann. Anderweitig kann man direkt eine Packung Blasenpflaster mit in den Koffer werfen. Nachfüllbare Wasserflaschen für unterwegs, genug energiereiche Snacks (Trockenobst, Nussmischungen, etc.) sowie eine Brotdose (inkl. Spüli und Handtuch), um sich etwas einpacken zu können, retten den Energiehaushalt. Verlasst euch bitte nicht darauf, dass es jeden Tag eine längere Mittagspause gibt! Auf gar keinen Fall vergessen: Exkursions-Reader und Notizblock, um bei den Führungen vor Ort mitzuschreiben. Ohne Notizen wird das Lernen für die mündliche Prüfung schwierig.
Weitere Vorbereitung
Wer abends gerne weniger Stress hat, schaut bereits im Vorfeld wo man in der Nähe der Unterkunft des jeweiligen Tages etwas zu Essen bekommt (Restaurant/Imbiss/Supermarkt). Und wer vor Ort noch mehr lernen möchte: Lest den Reader, hört die studentischen Referate aufmerksam an und überlegt vorab, worüber ihr mehr wissen wollt! Die Expertinnen und Experten vor Ort freuen sich über durchdachte Fragen und eine aktive Diskussion während der Führungen.
Und sonst so?
Eine Exkursion ist kein Urlaub, den man vorher komplett durchplanen kann. Ausgefallene/verspätete Züge, Stau auf der Autobahn etc. – erfahrungsgemäß gibt es gute Gründe aufgrund derer der Plan während der Exkursion spontan angepasst werden muss. Programmpunkte werden verschoben, gestrichen oder kommen neu dazu. Die gebuchten Übernachtungen stehen fest.
Exkursionen sind eine wunderbare Chance Neues zu lernen: über die besuchten Orte, die mitfahrenden Kommilitoninnen und Kommilitonen und die eigene Toleranzgrenze für Chaos und Mitmenschen 😉
Bleibt offen für neue Erfahrungen, neues Wissen und neue Orte.
Darum geht es im Kern.


HOW-TO-STUDI-GUIDE
Lehrgrabungsguide
Was ist bei der ersten Grabung zu beachten? Was muss ich mitbringen? Vor der ersten Lehrgrabung stellt man sich so einige Fragen, die im Folgenden aufgrund eigener studentischer Erfahrungen beantwortet werden.
Verpflegung
„Ausgrabung“ bedeutet vor allem „körperliche Arbeit“. Man kommt ins Schwitzen und braucht ordentlich Energie. Also: ausreichend Wasser einpacken! Je nach Wetter sollten das min. 1 Liter, besser mehr sein. Beim Essen ist zu beachten, dass im Feld nur selten ein Kühlschrank rumsteht 😉 Kühlakkus helfen hier weiter, damit das Mittagessen auch nach 5 h bei 30°C noch schmeckt. Und nach der Mittagspause tun die Akkus auch im Nacken gut.
Ausrüstung
Die Arbeitssicherheit muss in jedem Fall beachtet werden. Das bedeutet: Sicherheitsschuhe der Klasse S3 sind Pflicht! Ebenfalls wichtig sind eine lange Arbeitshose und Handschuhe. Beide am besten mindestens in zweifacher Ausführung (die Hose werdet ihr auch unter der Woche mal waschen wollen und regennasse Handschuhe sind nach einer Weile wirklich unangenehm). Auch eine Regenjacke sowie eine Kopfbedeckung als Sonnenschutz sind ein Muss. Das Werkzeug wird komplett zur Verfügung gestellt, eine eigene Kelle ist nicht notwendig.
Energielevel
Graben ist anstrengend. Gerade am Anfang möchte man am liebsten vom Auto direkt ins Bett fallen. Das ist vollkommen normal und geht allen so, ab Woche 2 hat man sich dran gewöhnt. Die Nachmittage solltet ihr allerdings ruhig angehen: Trefft euch mit Freundinnen und Freunden besser zu einer gemütlichen Runde im Hofgarten als zum Wandern und schaut vorab schon mal nach schnellen Rezepten für einfache Abendessen.
Wichtig!
Archäologie ist Teamwork. Nutzt die Zeit um eure Kommilitoninnen und Kommilitonen außerhalb der Uni kennenzulernen. Viele langjährige Archäologie-Freundschaften sind entstanden nachdem man sich fünf Wochen zusammen am frühen Morgen durch den Schlamm gewühlt hat.
Was sind eure Tipps für Grabungen? Was würdet ihr gerne noch wissen?
Wir bedanken uns bei Gastautorin Marielle Zeuner für den Text!
Instagram: @archaeosthetic
3D Modell der Kapelle Vilvenich
🚧⛪️Die Kapelle von Vilvenich lag im Kreis Düren und wurde 2010 im Vorfeld des Braunkohlentagebaus Inden abgerissen. Zuvor wurde die gut erhaltene romanische Saalkirche durch ein Team der RWTH Aachen University mit Methoden der historischen Bauforschung dokumentiert. Zwischen 2016 und 2017 gelang die archäologische Untersuchung im Rahmen eines Forschungsprojektes durch unsere Abteilung in Zusammenarbeit mit dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland. Ein Ziel der wissenschaftlichen Auswertung war es, diese einzigartige Kulturerbestätte als virtuelles 3D-Modell nicht nur der Forschung, sondern insbesondere der breiten Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen.
Das vollständige und animierte Modell ist auf der SketchFab-Seite des BCDH zugänglich.
Ein Aufsatz zu diesem Thema ist in Vorbereitung: T. Rünger/M. Lang/L.-M. Peters, Digitales Kulturerbe: die mittelalterliche Kapelle von Vilvenich als virtuelles 3D-Modell. Archäologie im Rheinland 2023, 2024, 230–232.
#Vilvenich #LVRABR #BCDH #VFG_Bonn #Archaeologie #Archaeology #rwthaachenuniversity
©️ BCDH/VFG Archäologie Bonn

THROWBACK THURSDAY
Throwback zur Vor- und Frühgeschichtlichen Exkursion nach Oberitalien
In Vorbereitung auf die anstehende Exkursion nach Frankreich möchten wir heute auf unsere vergangene Studienfahrt nach Oberitalien zurückblicken. Vom 4. bis 16. September 2022 besuchten wir bedeutende archäologische Stätten, Denkmäler und Museen zwischen dem Lago Maggiore und dem Lago di Garda.
Unter der Leitung von Dr. Ernst Pohl und Dr. Thomas Platz konnten die VFG-Studierenden ein breites Spektrum an archäologischen Themen erkunden, darunter Befestigungsanlagen, Felsbilder, Gräber, Sakralbauten und Siedlungen. Ein zeitlicher Rahmen von der Vorgeschichte bis hin zur Neuzeit wurde abgedeckt, begleitet von Expertinnen und Experten vor Ort. Zwei besonders herausragende Exkursionsziele waren Fiavé und Sirmione.
In Fiavé setzten wir uns mit Seeufersiedlungen auseinander und besuchten sowohl deren archäologische Fundplätze als auch das ‚Pfahlbaumuseum‘. Die Seeufersiedlung von Fiavé wies eine Siedlungskontinuität vom Spätneolithikum bis zur Spätbronzezeit auf. In Sirmione besichtigten wir Denkmäler verschiedener Epochen, darunter die römische Villa Grotte di Catullo und die Scaligerburg aus dem Spätmittelalter.
Insgesamt begeisterte uns nicht nur die spannende Archäologie, sondern auch die Landschaften und besonders die italienische Küche.
Auch bei der kommenden Exkursion nach Frankreich wird das bewährte Dozentenduo wieder mit dabei sein.
📸 Fotos: Domenic Bohl
#VFG #bonn #archaeology #archaeologie #exkursion #ThrowbackThursday

Bronzener Grapentopf aus Goch
Der bronzene Grapentopf (Höhe 18,5 cm) wurde um 1500 n. Chr. im Boden vergraben. Fundort ist das sog. Haus zu den fünf Ringen in Goch, Kr. Kleve. Grapentöpfe zählen ab dem Hochmittelalter zum häufig auftretenden Kochgeschirr.
Neben dem Grapentopf wurden zwei Goldgulden gefunden. Beide Münzen zeigen das Bild König Siegmunds von Luxembourg. Eine der Münzen wurde zwischen 1386–1396 n. Chr. in Budapest geprägt, die andere zwischen 1387–1401 n. Chr. in Kaschau. Obwohl die Münzen ca. 100 Jahre alt waren, als sie mit dem Grapentopf vergraben wurden, waren sie fast prägefrisch als sie in die Erde kamen. Das zeigt, dass sie wahrscheinlich nicht lange im Umlauf waren oder sorgsam verwahrt wurden.
Aufgrund der Fundlage und der enthaltenen Münzen wird der Grapentopf vorwiegend als Bauopfer interpretiert, doch es sind auch andere Erklärungen denkbar und lassen völlig andere Bilder entstehen: Was wäre, wenn die alten Münzen zufällig in den Besitz der Person gekommen sind, die sie letztlich vergrub, und ausgewählt wurden, weil sie als besonders hübsch empfunden wurden?
Der gezeigte Fund wird den Horten und Deponierungen zugeordnet, einer der drei Hauptquellenarten der Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie. Menschen legten Objekte in unterschiedlichen Epochen absichtlich an bestimmten Stellen ab.
Insbesondere Einzelfunde lassen sich auch als unabsichtlich Verlorenes interpretieren. Ihre Beweggründe – der Bedarf nach einer sicheren Lagerung oder einem Vorratsdepot für schlechte Zeiten sowie [Aber-]glaube, Traditionen etc. – werden auf Basis kleinster Details gegeneinander abgewogen und sind nicht immer endgültig zu ergründen.
Das Objekt befindet sich im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle in der Sonderausstellung „Magie – Das Schicksal zwingen”. Bevor es zur Ausstellung nach Halle kam, war das Objekt im LVR-LandesMuseum in Bonn ausgestellt.
📸Bildquelle: ©️ Melina Nickel, mit freundlicher Genehmigung des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle
#vfg #archaeologie #archaeology #bonn #deponierung #bauopfer @museumhalle

Herne/Halle/Chemnitz (03.-05.04.24)
Am 03. April 2024 ging es im Rahmen einer Kurzexkursion unter der Leitung von Dr. Anna Flückiger und Valerie Palmowski, M.A., nach Herne, Halle und Chemnitz. Unsere Museums-Tour begann mit einer Begrüßung durch Dr. Doreen Mölders im LWL Museum für Archäologie und Kultur, Westfälisches Landesmuseum Herne. Marina Dessau begleitete uns durch die Dauerausstellung sowie die Sonderausstellung „Modern Times“. Von radioaktiver Zahnpasta bis zum ‚versteinerten Nusskuchen‘ wurde die Beziehung zwischen Menschen und Objekt an vielen Beispielen verdeutlicht.
Nach einer Übernachtung in Halle folgte am nächsten Vormittag ein Besuch im dortigen Landesmuseum für Vorgeschichte. Bevor uns Dr. Michael Schefzik durch die vielseitige Dauerausstellung mit Highlights wie der Himmelsscheibe von Nebra führte, wurden wir in der Sonderausstellung „Magie – Das Schicksal zwingen” mit Kurator Nico Schwerdt durch diverse ‚magische‘ Objekte aus verschiedenen (Zeit-)Räumen verzaubert. Noch am selben Nachmittag führte uns Dr. Ulrich Thaler durch die Dauerausstellung und Sonderausstellung „Home Sweet Home” im Staatlichen Museum für Archäologie Chemnitz. Letztere veränderte unseren Blick auf das Thema Wohnen und die Perspektive der Archäologie auf verschiedenste Objekte im Wohnkontext. Nach einer sehr spannenden Übernachtung in Chemnitz ging es für uns am 05. April wieder zurück nach Bonn.
#vfg #archaeologie #archaeology #bonn #aachen #maastricht #exkursion

Aachen/ Maastricht (28. und 29.02.24)
Im Rahmen einer Kurzexkursion unter der Leitung von Dr. Anna Flückiger und Valerie Palmowski, M.A., besuchten wir am 28. und 29. Februar diesen Jahres die Städte Aachen und Maastricht. Der Aachener Stadtarchäologe Andreas Schaub, M.A., führte uns von der Vitrine am Elisengarten durch Straßen und Gässchen und machte uns auf verschiedene Relikte im modernen Stadtbild aufmerksam. Bei dieser Gelegenheit durften wir auch einen Grabungsschnitt im Bereich der ehemaligen Kaiserpfalz besichtigen. Weitere besonders eindrucksvolle Highlights waren das Erkunden des Granusturms und der Besuch im Aachener Dom inklusive der Domschatzkammer.
Am folgenden Tag zeigte uns der Stadtarchäologe Gilbert Soeters, M.A., das historische Maastricht. Ein besonderes Highlight war die Besichtigung der römischen Ruinen im Keller des Hotels Derlon, welche in den Restaurantbereich integriert beziehungsweise daneben ausgestellt sind. Den Abschluss unserer gemeinsamen Tour bildete die Besichtigung der Servatiusbasilika.
Literatur:
S. Ristow/D. Steiniger, Forschungen an den Bronzen des Aachener Domes. Kölner und Bonner Archaeologica 6, 2016, 143–168.
#vfg #archaeologie #archaeology #bonn #aachen #maastricht #exkursion

Archäologischer Survey bei Vettweiß-Soller
Der römische Töpfereibezirk bei Vettweiß-Soller besitzt eine über 100-jährige Forschungsgeschichte. Seit 2024 ist der Fundplatz das Ziel neuer Forschungen der Lehreinheit Archäologien des Institutes für Archäologie und Kulturanthropologie der Uni Bonn. Im Vorfeld von Lehrgrabungen, die dort ab 2025 begonnen werden, sind sorgfältige Planungen und Prospektionen notwendig.
In einem ersten Schritt wurden auf den angrenzenden Ackerflächen Feldbegehungen mit einer Gruppe von 20 Studierenden durchgeführt und unter anderem eine römerzeitliche Trümmerstelle lokalisiert.
Diese praktische Übung knüpft an eine Lehrveranstaltung von Dr. Torsten Rünger an, in der Arbeitsschritte, Methoden und Theorien von der archäologischen Ausgrabung bis zur wissenschaftlichen Auswertung vermittelt wurden.
// DISCLAIMER //
Das eigenmächtige Bergen archäologischer Lese- und Detektorfunde auf Ackerflächen oder im Wald ist laut Denkmalschutzgesetz NRW untersagt und bedarf einer Genehmigung und Schulung durch das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland. Außerdem muss der Eigentümer*in der Fläche die Erlaubnis zur Betretung erteilen. Ohne eine systematische von Fachkräften durchgeführte Dokumentation wird (zudem) die wertvollste Information der archäologischen Funde zerstört - Der Fundkontext.
Wem die Archäologie am Herzen liegt, der sieht von eigenmächtigen Eingriffen ab. Danke für Ihre Mithilfe bei der Bewahrung unserer sichtbaren und unsichtbaren Denkmäler! //
#vfg #archaeologie #archeology #bonn #lehrgrabung #feldbegehung #lvrabr

FUND DES MONATS
Der Fauskeil von Rhede
Im LWL-Museum für Archäologie und Kultur, Westfälisches Landesmuseum in Herne wird ein besonderes Fundstück gezeigt. Dabei handelt es sich um einen für Mitteleuropa in dieser Form bisher einzigartigen Faustkeil aus Rhede, Landkreis Borken. Anders als die meisten Exemplare wurde er nicht aus Stein, sondern aus Mammutknochen gefertigt.
Der 1982 in einer Sandgrube entdeckte Faustkeil wird mit einem Alter von ca. 70 000 Jahren ins späte Mittelpaläolithikum datiert und stellt damit das älteste Zeugnis menschlichen Lebens auf Rheder Gebiet dar.
Die Maße des Artefakts betragen 140 mm (Länge) x 94 mm (Breite) x 38 mm (Höhe). Auf einer Seite haben sich Reste der schwammartigen Innenfläche des Knochens (Spongiosa) erhalten, die andere, stärker gewölbte Seite weist eine flächige Retusche auf. Die Fertigung des Faustkeils von Rhede zeigt, dass auch große Knochen wie Stein durch Beschlagen bearbeitet werden konnten.
Generell gelten Faustkeile als die ‚Schweizer Taschenmesser‘ der Neandertaler. Tierknochenfaustkeile sind vor allem aus Fundstellen in Italien bekannt. Allerdings sind diese mit einem Alter von 300 000–450 000 Jahre vor heute deutlich älter als das hier vorgestellte Artefakt und werden dem Homo heidelbergensis zugeordnet. Der Faustkeil von Rhede stellt somit nicht nur einen aus einem ungewöhnlichen Material gefertigten Einzelfall dar, sondern er ist zudem eines der wenigen dem späten Neandertaler in Mitteleuropa zugeschriebenen bekannten Knochengeräte.
#vfg #archaeologie #archaeology #bonn #faustkeil #mammutknochen @lwlmuseum_archaeo

Apotropäische Symbolik im Kontext von Magie und Christentum
Die aktuelle Sonderausstellung „Magie – Das Schicksal zwingen” im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) zeigt Objekte, die im Kontext ‚magischen Handelns‘ vorgestellt werden. Magie ist insbesondere in Epochen ohne Schriftquellen, wie der Vorgeschichte Mitteleuropas, archäologisch nur schwierig fassbar. Der kritische Umgang mit dem Begriff ist deshalb von zentraler Bedeutung.
Insbesondere der Versuch Magie von Religion und Wissenschaft abzugrenzen, prägte den Diskurs um die Begriffsdefinition.
Wenngleich diese Verbindung auf den ersten Blick widersprüchlich wirken mag, besteht eine enge Verbindung zwischen Magie und Religion – so beispielsweise auch dem Christentum. Denn mit der Christianisierung begann in Mitteleuropa auch das Vorgehen gegen heidnische Glaubensrichtungen durch Alleinvertretungsanspruch und Missionierung.
Vor allem das private, volksmagische Brauchtum zeigt bis in die Moderne anhand von Aberglauben, Sprichwörtern und Ritualen sowie der Überbauung heidnischer Kultplätze mit Kirchen und der Überschreibung heidnischer Feste in christliche Feiertage ein ambivalentes Verhältnis.
Auch die Objekte aus privaten und öffentlichen Kontexten in der Sonderausstellung zeigen, dass die Grenze zwischen Magie und Religion partiell uneindeutig bleiben muss.
Im Gegensatz zu der passiven, bittstellenden Position des Menschen vor Gott (Christentum), wird Magie als Möglichkeit betrachtet, aktiv das Schicksal zu beeinflussen. Durch Rituale, Sprüche oder Objekte soll Einfluss auf Liebe, Schaden, Wohlstand, Karriere und rechtliche Angelegenheiten genommen werden. Der persönliche Schutz, z.B. unterstützt durch Amulette, sowie der Schutz von Gebäuden, beispielsweise mittels grotesker Figuren, steht dabei besonders häufig im Fokus. Die häufige Kombination christlich und magisch konnotierter Objekte suggeriert möglicherweise den Glauben an eine potenzierende Wirkung christlicher Symbole auf magische Handlungen.
#vfg #archaeologie #archaeology #vorundfruehgeschichte
#LandesmuseumHalle #MagieAusstellung #Magie #Religion @museumhalle

Untersuchungen verschiedener Siedlungsplätze in der südlichen Mongolei
Seit der Jahrtausendwende liegt ein Schwerpunkt der Abteilung für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie auf der Erforschung reiternomadischer Kulturen Innerasiens. Aktuell werden hierfür verschiedene Forschungsfragen im Rahmen der DFG Forschungsgruppe „FOR 5438: Der urbane Einfluss auf dem mongolischen Plateau: Verflechtungen von Stadtwesen, Wirtschaft und Umwelt“ bearbeitet. Wir stellen euch erste Impressionen der diesjährigen Forschungskampagnen vor!
Unter steter Beobachtung, insbesondere der Kamele, werden derzeit gemeinsam mit dem Bonn Center for Digital Humanities (BCDH) Erkundungen an verschiedenen Siedlungsplätzen des Mongolischen Reiches in der südlichen Mongolei durchgeführt. Die charakteristischen Scherben, vorrangig großvolumige Vorratsgefäße, ermöglichen eine Datierung. Obertägig zeichnen sich die vom Wind ausgeblasenen baulichen Reste nur sehr undeutlich ab. Die Auswertung der Drohnenbilder wird bald weitere Informationen liefen. Auch in der Nähe befindliche Grabstrukturen wurden dokumentiert.
#vfg #archaeologie #archaeology #bonn #mongolei #mongolia #ausgrabung #innerasien
@dfg__public

HOW-TO-STUDI
Bibliotheksguide
Die Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie teilt sich die Bibliothek in der Brühler Straße 7 mit der Abteilung für Ägyptologie.
Nahe gelegene Haltestellen: Propsthof Nord & Brühler Straße (S-Bahnlinien 16 & 18, diverse Buslinien).
Eingang: Nutzt den rechten Gebäudeeingang und geht in den dritten Stock. Die Glastür gegenüber des Aufzugs führt euch zur Bibliothek und den Büros.
Nutzung: Bei Fragen helfen die Bibliotheks-HiWis am Infotisch im Eingangsbereich gern weiter. Taschen bitte in den Schließfächern verstauen (Schlüssel gegen Pfand bei den HiWis erhältlich). (Farb-)Scanner vorhanden – bringt einen USB-Stick mit!
Literatur recherchieren: Über Suchportale, wie den Karlsruher Virtuellen Katalog, findet ihr Literatur zu euren Themen. Die Germanische Altertumskunde Online bietet einen Themenüberblick und Literaturhinweise.
Signatur finden: Über das Suchportal der ULB (Bonnus) könnt ihr die Signatur eines Buches herausfinden, um es im Regal zu lokalisieren.
Bücher nutzen: Nehmt euch Bücher aus dem Regal, die ihr sofort nutzen wollt. Später stellt ihr die Bücher selbstständig wieder zurück. Bitte richtig einsortieren!
Bücher ausleihen: Über das Wochenende dürft ihr drei Bücher ausleihen. Sagt den HiWis am Freitag Bescheid, welche Bücher ihr braucht, und bringt sie am Montag zurück.
Magazin: Für Bücher aus dem nicht zugänglichen Magazin füllt ihr einen Stellvertreter aus und gebt ihn den HiWis. Sie holen euch das Buch, sobald sie Zeit haben.
Handapparate: Legt eigene Handapparate an, um mehrere Bücher für längere Zeit in einem euch zugewiesenen Platz im Regal zu behalten.
Braucht ihr eine Lernpause? 🌟Nutzt unsere gemütliche Teeküche im vierten Stock! Den Schlüssel gibt's am Infotisch. Gegen eine kleine Spende erwarten euch:
🛋️ Ein Sofa zum Entspannen 🍿 Eine Popcornmaschine 🍫 Verschiedene Snacks ☕ Kaffee & Tee ❄️ Ein Kühlschrank 🍽️ Eine Mikrowelle 🌞 Eine Dachterrasse mit Aussicht
Kommt vorbei und nutzt unseren tollen Arbeitsbereich! Wir freuen uns auf euch! 📚✨

Die Heinrichsbastion
Beim Spaziergang durch die Bonner Innenstadt führen viele Wege über den Friedenplatz oder an der heutigen Budapester Straße entlang am Sparkassengebäude vorbei. Dass jenes Areal auf den Strukturen einer frühneuzeitlichen Bastion aus dem 17. Jh. liegt, mag manche/n überraschen.
Begibt man sich auf den Spielplatz südlich des Sparkassengebäudes und wirft einen Blick jenseits des westlich gelegenen Geländers, fällt der vertiefte Florentiusgraben auf. In der frühen Neuzeit war er der Heinrichsbastion vorgelagert, heute folgt ihm der moderne Straßenverlauf. Steigt man die Treppe an der Brücke auf der Budapester Straße zum Florentiusgraben hinunter, kann man die erhaltenen Reste der Bastion besichtigen. Sie wurde nach dem Kölner Kurfürsten Maximilian Heinrich von Bayern benannt und zwischen 1658 und 1664 n. Chr. im Rahmen der Erweiterung der Bonner Stadtbefestigung als Ergänzung zur mittelalterlichen Stadtmauer errichtet. Dem Bau des Sparkassengebäudes vorgreifende archäologische Untersuchungen ermöglichten 2011 eine detaillierte Rekonstruktion der Heinrichsbastion.
Für ein besseres Verständnis des Gesamtbilds einer Bastion lohnt sich ein kleiner Spaziergang über den Bertha-von-Suttner-Platz hinunter zum Annagraben. Dort sind umfangreiche Reste der Bastion Sterntor/St.Maria zu sehen, die ebenfalls im 17. Jh. errichtet wurde. Der Abriss der Justizvollzugsanstalt Bonn 1996 ermöglichte eine archäologische Untersuchung, bei der ein detailliertes Bild der Bastion gewonnen und Reste einer römischen Töpferei aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. entdeckt wurden.
Die Heinrichsbastion zählt zu den zahlreichen im Bonner Stadtbild versteckten Orten der frühneuzeitlichen Befestigung.
Mit freundlicher Genehmigung der Architectura Virtualis GmbH. Herzlichen Dank an Dr.-Ing. Marc Grellert (Geschäftsführer) und Yvonne Machleid (Assistenz der Geschäftsleitung).
Mit freundlicher Genehmigung von R. Wirtz, Die römische Töpferei Bastion Sterntor/St. Maria in Bonn. Vergleichende Studie zu Töpferöfen für Gebrauchskeramik. Dissertation an der Universität Köln (Köln 1998).

Apotropäische Bauopfer
In der Sonderausstellung „Magie – Das Schicksal zwingen” im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) wurden verschiedene Bauopfer gezeigt.
Tier- und Bauopfer sind ein Phänomen, das bereits seit dem Neolithikum als Phänomen aus archäologischen Kontexten bekannt ist, aber beispielsweise auch im Mittelalter und der Neuzeit häufig auftritt.
Decken, Böden und Wände sowie der Raum unter Türschwellen alter Gebäude stellen dabei ‚typische‘ Orte dar, an denen Deponierungen vorgenommen wurden. Dabei spielt es keine Rolle, ob Gebäude als profaner (weltlicher) oder sakraler (geweihter, heiliger) Raum genutzt werden.
Bei den Deponierungen handelt es sich häufig um Tiere wie Katzen, Hunde oder Kröten, die tot und in manchen Fällen wohl auch lebendig eingemauert wurden.
Menschenopfer sind sehr ungewöhnlich, der Gedanke spiegelt sich möglicherweise in deponierten Sargmodellen mit Puppen (‚Ersatzopfer‘).
Welche Gegenstände deponiert wurden, ist sehr vielseitig. Auch Eier, Gefäße mit Nahrungsmitteln, Werkzeuge oder Reliquiare fallen in diese Kategorie.
Das Beispiel aus der Schlosskapelle Mansfeld zeigt, dass selbst Schuhe als (mögliche) Bauopfer fungieren können. Vermutlich wurde der Schuh bei der Restaurierung im Jahr 1888 n. Chr. in einer Nische hinter dem Tabernakel deponiert.
Das Deponieren von Bauopfern wird unter anderem als apotropäische Handlung interpretiert – Vorkehrungen, die zum Schutz und um Unheil abzuwehren, getroffen wurden.
#vfg #archaeology #bonn #schutz #bauopfer @museumhalle

Willkommen in der faszinierenden Welt der Ur- und Frühgeschichte!
Auf 348 Seiten führen euch Manfred Eggert und Stefanie Samida durch die Geschichte der letzten Jahrtausende und geben euch damit ein unverzichtbares Werkzeug für das Studium der Ur- bzw. Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie an die Hand.
Über die Vorstellung der Fachgeschichte, der Erklärung von kulturwissenschaftlichen Grundbegriffen und Leitkonzepten, sowie den Grundzügen der Epochengliederung werden die Lesenden dabei methodisch in das Fach eingeführt.
Die darauf folgenden Fallstudien stellen relevante Forschungsfelder vor, wie beispielsweise die Entstehung des modernen Menschen oder das Konzept von ‚Fürstensitzen‘ und ‚Fürstengräbern‘.
Zum Abschluss widmet sich das Werk dem Studium selbst, indem es einzelne Universitäten sowie ihre Forschungs- und Lehrschwerpunkte vorstellt. Zudem werden Berufsfelder und -aussichten innerhalb der Archäologie behandelt, um einen Einblick in potenzielle Karrierewege zu geben.
• Manfred K.H. Eggert, Stefanie Samida
• Narr Francke Attempto Verlag
• ISBN: 9783825253981
• Umfang: 348 Seiten
Bildquelle: Narr Francke Attempto Verlag