Römisches Töpfereizentrum Vettweiß-Soller im Kreis Dürren
Obwohl das Töpfereizentrum von Vettweiß-Soller im Kreis Düren bereits eine über 100-jährige Forschungsgeschichte aufweist, wurden die bislang einzigen umfangreichen Ausgrabungen 1932/33 durchgeführt und 1984 von Dorothea Haupt bearbeitet sowie veröffentlicht. Dass es sich um eine kaiserzeitliche Keramikproduktionsstätte handelt, belegen die gemachten Funde – Brennöfen, Produktionsabfälle, Keramikfragmente und -gefäße. Seit Ende des 19. Jahrhunderts als Truppenübungsplatz verwendet, ist der Fundplatz von Fundverlagerungen, Zerstörungen sowie dem Einbringen moderner Funde zum Teil betroffen.
Seit 2023 steht das Töpfereizentrum im Fokus neuer Forschungen des Instituts für Archäologie und Kulturanthropologie der Universität Bonn. Unter Leitung von Prof. Dr. S. Feuser und Dr. T. Rünger und in Kooperation mit verschiedenen Institutionen* kamen in einer ersten Projektphase verschiedene Prospektionsmethoden zum Einsatz, um die Ausdehnung des Fundplatzes zu erfassen – darunter Magnetik, Radar, LiDAR-Scan und multispektrale Fernerkundung mittels Drohnen. Durch mehrere, mit Studierenden durchgeführte Surveys auf Ackerflächen und im Wald konnten bisher unbekannte Trümmerstellen lokalisiert sowie eine seit den 1940er-Jahren bekannte Fundkonzentration bestätigt werden.
Im Spätsommer wird sich die Lehrgrabung des Instituts der detaillierteren Erforschung eines ausgewählten Werkstattareals widmen.
Insgesamt gilt es Fragen zur Chronologie und Werkstattorganisation, zu Rohstoffen sowie der Verbreitung der in Soller hergestellten Produkte zu beantworten. Eine Besonderheit stellen dabei die großen Reibschüsseln mit dem Stempel ‚Verucundus‘, eines vermuteten Töpfers, dar.
Die Auswertung der Keramikfunde, die teilweise in das 4./.5 Jahrhundert datieren, deutet bereits jetzt eine wesentlich längere Laufzeit des Fundplatzes an, als bisher angenommen.
*In Kooperation mit
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
LVR-Landesmuseum Bonn
Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA)
Bonn Center for Digital Humanities (BCDH)
Literatur:I. Haupt, Römischer Töpfereibezirk bei. Soller, Kr. Düren. Bericht über eine alte Ausgrabung. Rheinische Ausgrabungen 23, 1984, 391–476.
‼‼ // DICLAIMER // ‼‼
Das eigenmächtige Bergen archäologischer Lese- und Detektorfunde auf Ackerflächen oder im Wald ist nach Denkmalschutzgesetz NRW untersagt. Es bedarf einer Genehmigung und Schulung durch das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland. Außerdem muss das Betreten von Flächen durch die Eigentümer*innen erlaubt werden. Ohne eine systematische, von Fachkräften durchgeführte Dokumentation wird die wertvollste Information der Funde zerstört – Der Fundkontext. Wem die Archäologie am Herzen liegt, der sieht von eigenmächtigen Eingriffen ab. Danke für die Mithilfe bei der Bewahrung unserer sichtbaren und unsichtbaren Denkmäler!
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