Universität Bonn

Institut für Archäologie und Kulturanthropologie

Von der Realität zur archäologischen Rekonstruktion der Vergangenheit

Die Archäologie erstellt auf Basis ihrer Quellen eine Rekonstruktion der Vergangenheit.

Ihre Hauptquellengattungen sind:

1. Siedlungen
2. Gräber
3. Deponierungen 

Einzelfunde, Infrastruktur, Befestigungen, Kunst etc. bieten zusätzliche Informationsquellen.

Im Prozess zwischen Entstehung, Ausgrabung und Interpretation dieser Quellen – sozusagen zwischen vergangener Realität und ihrer archäologischen Rekonstruktion – sind verschiedene Formationsprozesse und ‚Filter‘ zu beachten:

Primäre Befundformation
Unter welchen Bedingungen schieden materielle Zeugnisse menschlicher Handlungen aus der vergangenen Lebenswelt aus? Welche Aspekte archäologischer Fundsituationen sind absichtlich durch Menschen manipuliert (intentionale Daten), welche unverändert abgelagert worden (funktionale Daten)?

Sekundäre Befundformation
Welchen Einfluss haben natürliche und kulturelle Faktoren auf archäologische Quellen? Wie verändern Sedimentation/Erosion, Bodenbedeckung, Landwirtschaft oder Bebauung einen Befund? Welche Auswirkungen haben Faktoren wie die Zusammensetzung des Bodens, chemische/biologische Vorgänge, oder die nachträgliche Öffnung von Befunden, zum Beispiel im Kontext gezielter Fundentnahmen oder Beraubungen?

Tertiäre Befundformation / Wissenschaftliche Erschließung
Aus dem archäologischen Potenzial (primäre und sekundäre Befundformation) erfolgt die wissenschaftliche Erschließung von Quellen, die wiederum von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden kann:

  • Beobachtungsmöglichkeiten, z.B. Entdeckungschancen von Bodendenkmälern
  • Forschungs- und Publikationsstand, z.B. Forschungsschwerpunkte oder -lücken
  • Qualität der Beobachtung, Untersuchung und Publikation, z.B. Qualität der Ausgrabungsdokumentation
  • Weltbild und soziokultureller Hintergrund


Literatur:

B. Scholkmann/H. Kenzler/R. Schreg (Hrsgs.), Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Grundwissen (Darmstadt 2016), 101–113.

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