Universität Bonn

Institut für Archäologie und Kulturanthropologie

Bronzener Grapentopf aus Goch

Der bronzene Grapentopf (Höhe 18,5 cm) wurde um 1500 n. Chr. im Boden vergraben. Fundort ist das sog. Haus zu den fünf Ringen in Goch, Kr. Kleve. Grapentöpfe zählen ab dem Hochmittelalter zum häufig auftretenden Kochgeschirr.

Neben dem Grapentopf wurden zwei Goldgulden gefunden. Beide Münzen zeigen das Bild König Siegmunds von Luxembourg. Eine der Münzen wurde zwischen 1386–1396 n. Chr. in Budapest geprägt, die andere zwischen 1387–1401 n. Chr. in Kaschau. Obwohl die Münzen ca. 100 Jahre alt waren, als sie mit dem Grapentopf vergraben wurden, waren sie fast prägefrisch als sie in die Erde kamen. Das zeigt, dass sie wahrscheinlich nicht lange im Umlauf waren oder sorgsam verwahrt wurden.

Aufgrund der Fundlage und der enthaltenen Münzen wird der Grapentopf vorwiegend als Bauopfer interpretiert, doch es sind auch andere Erklärungen denkbar und lassen völlig andere Bilder entstehen: Was wäre, wenn die alten Münzen zufällig in den Besitz der Person gekommen sind, die sie letztlich vergrub, und ausgewählt wurden, weil sie als besonders hübsch empfunden wurden?

Der gezeigte Fund wird den Horten und Deponierungen zugeordnet, einer der drei Hauptquellenarten der Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie. Menschen legten Objekte in unterschiedlichen Epochen absichtlich an bestimmten Stellen ab.

Insbesondere Einzelfunde lassen sich auch als unabsichtlich Verlorenes interpretieren. Ihre Beweggründe – der Bedarf nach einer sicheren Lagerung oder einem Vorratsdepot für schlechte Zeiten sowie [Aber-]glaube, Traditionen etc. – werden auf Basis kleinster Details gegeneinander abgewogen und sind nicht immer endgültig zu ergründen.

Das Objekt befindet sich im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle in der Sonderausstellung „Magie – Das Schicksal zwingen”. Bevor es zur Ausstellung nach Halle kam, war das Objekt im LVR-LandesMuseum in Bonn ausgestellt.

📸Bildquelle: ©️ Melina Nickel, mit freundlicher Genehmigung des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle

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