Universität Bonn

Institut für Archäologie und Kulturanthropologie

Der Fauskeil von Rhede

Im LWL-Museum für Archäologie und Kultur, Westfälisches Landesmuseum in Herne wird ein besonderes Fundstück gezeigt. Dabei handelt es sich um einen für Mitteleuropa in dieser Form bisher einzigartigen Faustkeil aus Rhede, Landkreis Borken. Anders als die meisten Exemplare wurde er nicht aus Stein, sondern aus Mammutknochen gefertigt.

Der 1982 in einer Sandgrube entdeckte Faustkeil wird mit einem Alter von ca. 70 000 Jahren ins späte Mittelpaläolithikum datiert und stellt damit das älteste Zeugnis menschlichen Lebens auf Rheder Gebiet dar.
Die Maße des Artefakts betragen 140 mm (Länge) x 94 mm (Breite) x 38 mm (Höhe). Auf einer Seite haben sich Reste der schwammartigen Innenfläche des Knochens (Spongiosa) erhalten, die andere, stärker gewölbte Seite weist eine flächige Retusche auf. Die Fertigung des Faustkeils von Rhede zeigt, dass auch große Knochen wie Stein durch Beschlagen bearbeitet werden konnten.

Generell gelten Faustkeile als die ‚Schweizer Taschenmesser‘ der Neandertaler. Tierknochenfaustkeile sind vor allem aus Fundstellen in Italien bekannt. Allerdings sind diese mit einem Alter von 300 000–450 000 Jahre vor heute deutlich älter als das hier vorgestellte Artefakt und werden dem Homo heidelbergensis zugeordnet. Der Faustkeil von Rhede stellt somit nicht nur einen aus einem ungewöhnlichen Material gefertigten Einzelfall dar, sondern er ist zudem eines der wenigen dem späten Neandertaler in Mitteleuropa zugeschriebenen bekannten Knochengeräte.

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© Steven Daubner/ Westfälisches Landesmuseum Herne
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